Paula steht einfach nicht auf Sekt

Scheinbar gibt es zwei Konstanten in den Songs und Videos von Paula Carolina: Flaschenbier und Männer, die so gar nicht der Traum der Frauen sind. Das sind zwei nicht so schlechte Voraussetzungen für gute Texte, die manchmal an Singer/Songwriter erinnern oder aber in rosaroten Plüschpop verpackt sind wie bei Paulas neuer Single "Liebeslied".
Paula Carolina arbeitet gerade an ihrer Debüt-EP. Die Ideen dafür hat die junge Frau mit Olaf, ihrem Klavier, entwickelt und zusammen mit ihrer Band werden daraus in einer Harzer Holzhütte Songs gestrickt. Außer auf den Frühling kann man sich im April auch auf diese EP freuen.

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Von Hunden und Gazellen

Aus lauter Langeweile und wegen Corona-Genervtheit legten Go Go Gazelle in der letzten Woche ihr zweites Album binnen 18 Monaten vor. Nach dem Debüt "Flaschenpost an Morgen" steht nun "Instinkte" in den Regalen. Mit 12 Stücken Punkrock und einem bisschen Raum für Pop sowie Material für eure nächste Punky Reggae Party. In Kombination mit Intelligenz und Witz in den Texten ergibt das eine höchst unterhaltsame Dreiviertelstunde. Ohne unnötige Atempausen, ziemlich steil nach vorne.
Mit dem neuen Album im Gepäck sind die drei Augsburger richtig heiß auf die Tour, die das Trio quer durch Deutschland führt. Demnächst also bestimmt auch in eurer Nähe. Wär' das nicht was: Das hoffentlich baldige Ende der nervtötenden Virusbeschränkungen mit einer schönen, punkigen Party und 'ner Kanne Bier in der Hand abzufeiern?

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Rootsman

"Try" wird der Album-Opener sein, wenn im Mai Obongjayars erster Longplayer bei September Recordings erscheint. Das ist sehr vernünftig, denn "Try" ist ein typischer Obongjayar-Track, der im Raum schwebt, aber gleichzeitig mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Oftmals ist es afrikanischer Boden, auf dem die Songs des britisch-nigeranischen Künstlers fußen.
Obongjayar produziert seit Jahren einen vielschichtigen Sound, der Elektro mit Afro und HipHop mit Spoken Word verbindet. Damit reiht sich der Typ in die lange Reihe nigerianischer Musiker ein, die vielleicht mit Fela Kuti begann und kein Ende zu nehmen scheint.
Obongjayars Songs sind oft bewegend und manchmal mitreißend. Es wurde Zeit, dass der Mann uns das endlich auf Albumlänge zur Verfügung stellt. Wenn "Some nights I dream of doors" der vorliegenden Single ähnlich ist, wird es ein wahnsinnig spannendes, vor Abwechslung strotzendes Album. Unruhr freut sich jedenfalls sehr auf den 13. Mai.

www.obongjay.ar

Pure pop pleasure

"Jordan und ich wollten mit unserer Musik schon immer etwas aufbauen, das groß genug für alle und jeden ist", verrät Marc Gilfry. Er ist eine Hälfte des Popduos Neil Frances. Der andere ist der Australier Jordan Feller, der vor Neil Frances als besessener Electro-DJ unterwegs war. Marc und Jordan trafen sich irgendwann in 2012 und fanden schnell heraus, dass sie gemeinsame Ideen zum Musikmachen hatten.
Und so entstand 2016 Neil Frances, das Projekt der Beiden, welches nun mit dem Debütalbum aufwartet. 14 Tracks Electropop mit viel Schmackes, einer gewissen Funkiness und 'ner Menge Seele. Das morgen erscheinende Album "There is no Neil Frances" strotzt vor Partymusik mit deutlichen Anklängen an den 90er R&B. Nach "I can feel the pressure" erscheint mir in meinen Träumen immer wieder Prince.
Neil Frances haben sich in den letzten Jahren einen Namen als Live-Act gemacht und "There is no Neil Frances" gibt der Band hoffentlich bald die Gelegenheit, das auch in Deutschland zu beweisen und den Albumtitel zu widerlegen.

www.neilfrances.com

So viele schwarze Schafe

Wenn "Shepherd" mit esoterischem Flötengedudel beginnt, klingt sich vermutlich manch einer bereits aus. Dann verpasst man allerdings den Augenblick, wenn der knochentrockene Beat einsetzt, der sich in vielen Facetten durch die sechs Minuten des Tracks zieht. Die Beats machen ein wenig auf Hip Hop und stehen damit in herrlichem Kontrast zu dem eher meditativen Ambiente von "Shepherd".
Dario Lessing lässt sich dabei von SHAMS unterstützen, die dem Song mit ihren Vocals eine metaphysische Tiefe verleiht, die besonders gut zu den Bildern des sehr gelungenen Clips passt. Da ist viel Landschaft drin, viel Fauna und Flora, Pilze in der Nacht und das Schwarz und Weiß von Mensch und Tier. Man kann sicherlich viel über "Shepherd" nachdenken. Man kann aber auch einfach nur genießen. Und man darf keinesfalls den Beat verpassen.
"Shepherd" ist die Vorhut für das kommende Album von Dario Lessing. "Frequency erscheint am 15. April.

www.instagram.com/dario_lessing

Klima das wieder hin?

Wenn Popmusik tatsächlich ein Spiegel der Gesellschaft ist, müssten uns Songs über die Klimakrise beständig um die Ohren fliegen. Bisher hält sich der Output in diese Richtung allerdings in Grenzen.
Deswegen ist der neue Song von RAUM27 augenblicklich besonders auffällig. Besonders, weil es ein schlauer Song über unsere ökologischen Probleme ist. "Das Klima wieder hin" ist kein Schlauberger-Greta-Song und auch kein Heulsusen-Schiss-Track. Im Mittelpunkt von "Das Klima wieder hin" steht dieses Scheißgefühl der Ohnmacht. Was soll man bloss tun, wenn jeder und jede jeden Tag einen guten Ratschlag hat.
Die allgegenwärtige Thematik verpacken die beiden Bremer Mathis und Tristan in einem klasse arrangierten Song, der wie eine Rakete in mehreren Stufen zündet und im klaren Rockhimmel endet.
RAUM27 zeigt sich damit vielversprechend im Hinblick auf ein irgendwann erscheinendes Debütalbum.

www.raumsiebenundzwanzig.de